Dienstag, 25. Juli 2017

Western Street [01/2015]



Es war einmal ein modernes Wohnviertel.
In dem Wohnviertel lag die friedliche Straße "Western Street". Dort wohnten die Nachbarn Barack, David, Francois und Angela.
Die Vier waren beste Freunde.
Sie arbeiteten zusammen.
Sie halfen einander bei Problemen.
Sie lachten und tanzten zusammen.
Und weinten mit, wenn jemand anders traurig war, was aber so gut wie nie vorkam.
Und sie verstanden sich formidable, obwohl alle Vier eine andere Sprache spoken.
Und nie war einer neidisch auf den anderen, weil der Garten grösser ist, oder das Schloss mehr Zimmer hat.
Trotzdem gab es sogar bei diesen Vieren manchmal kleine Probleme, die sich aber schnell und einfach lösten.
Wollte Angela lieber reiten gehen und ihre Jungs lieber Fussball spielen, wobei dann zwischen den Jungs noch die Frage kam, auf welchen Fussballplatz sie gehen wollten, einigten sie sich immer so, dass alle zufrieden waren.
Dann gab es Kompromisse oder notfalls entschied der Zufall.
Alle durften mitentscheiden, ob sie zusammen Bratwurst, Baguette, Burger oder Brokkoli essen wollen.
Es ruhte eine Balance of Powers, eine Balance zwischen Einigkeit und Freiheit, in den Freunden.
Wollte jemand alleine essen, weil er die Speise gar nicht mochte, wurde das respektiert.

Langsam verschwand die Sonne hinter den Bergen und tauchte unter in den Ozean.
Angela lag zähnegeputzt mit ihrem orange-blauen Schlafanzug in ihrem Bett. Eingekuschelt, das Plüsch-Adlerküken behütend an sich drückend.
Sie hatten Fussball gespielt. Auf dem  Platz im Wald.
Schnell schlief Angela ein und träumte von Fussbällen, die sich in Pizzas verwandeln.
Der nächste Morgen brach an.
Die Sonne ging auf.
Wohlige Sonnenstrahlen kitztelten sie aus dem Bett.
Ein paar Stunden im Bad später war Angela auf dem Weg zum Frühstück, sie wollte ein gesundes Brot mit Salat essen, als oh Schreck ihre Augen Fussspuren von der Terrassentür bis zum Schrank folgten, wo sonst ein Riesenfernseher gestanden hatte.
Hände an den Kopf.
Kaffeetasse zum Boden.
"Ohhhhh!"
Damit hatte Angela im Leben nicht gerechnet.
"Mensch, der hätte doch wenigstens fragen können.", sagt Angela empört.
Baracks Fernseher war vor 3 Tagen kaputt gegangen und sie wusste doch, dass gestern seine Lieblingssendung gelaufen ist.
Barack hatte den Fernseher aber nicht und auch sonst keiner ihrer Freunde.
Sie waren alle vier verwundert.

Donnerstag, 6. Juli 2017

Eine Satire über Werte, Männlichkeit, Feminismus, Gleichberechtigung

Eine Satire
Von Richard Niedler, 07/2017

Diagnose:

·         Weichei-Syndrom mit feministischer Tendenz (F0.0)

Epikrise:
Die Aufnahme des Patienten erfolgte auf eigenen Wunsch des Patienten zur ausführlichen differentialdiagnostischen Abklärung und entsprechenden Behandlungsplanung.
Aufgrund des klinischen Bildes mit Gedankenverlieren an andere Menschen, vorsichtigem sowie umsichtigem Verhalten, höflicher Sprache und einem auf Gleichberechtigung fußenden Menschen- und Frauenbild verhärtete sich der Verdacht eines Weichei-Syndroms mit feministischer Tendenz.
Therapeutisch integrierten wir den Patienten in unser multimodales Behandlungsprogramm.
Der Verlauf gestaltete sich entsprechend der Symptomatik recht angenehm für uns.
Schließlich stabilisierte sich der Patient soweit, dass er wieder entlassen werden konnte und in Zukunft an einem Männerkurs zur Lehre wahrer Männlichkeit und Dominanz teilnehmen kann.

Anamnese:
Der Patient erschien erstmalig sichtlich verunsichert zum Aufnahmegespräch.
Nachdem ihn ein Arbeitskollege als labil und Weichei bezeichnet hatte, verfiel der Patient in akute Selbstzweifel. Nach langem Grübeln über sich selbst verirrte sich der Patient letztendlich in unsere hübsche Klinik für Neurologie und Psychiatrie, wo wir ihm das Gefühl gaben, verstanden zu werden.
Er beschäftige sich viel mit den Gefühlen und dem Wohlergehen anderer Menschen und wisse nicht mehr, ob seine Vorstellung von Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in unsere heutige aufgeklärte Gesellschaft passt.
Anstatt wertvolle Zeit zu sparen, bringe der Patient sein Tablett nach dem Mensaessen zur Rückgabe, um unnötigen Arbeitsaufwand der Mensa-Mitarbeiter zu vermeiden.
Um Streit und Stress zu vermeiden, stelle der Patient oft seine Bedürfnisse etwas zurück und übe sich in mäßiger Toleranz.
Normalerweise würde der Patient oft gerne seiner Lieblingsmusik zuhören, würde dies aber im Unterricht unterlassen, nur um den Lehrern mit Respekt und Würde zu entgegnen.
Schließlich gäbe es aber genug Kollegen, die ihm den verpassten Unterrichtsstoff hinterher hintertragen würden.
Frühwarnzeichen für angemessenes soziales Verhalten mit feministischer Tendenz hätte es schon Jahre zuvor gegeben, als sich der Patient für den damals typischen Frauenberuf „Erzieher“ entschied.

 Ob es einen Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Sozialverhalten gibt, galt es nachfolgend zu untersuchen.