Donnerstag, 18. Februar 2016

Der BMW und die rote Ampel

Der BMW und die rote Ampel


Ein dicker BMW mit verdunkelten Gläsern beschleunigt noch einmal richtig und schreit wütend, nachdem die Scheissampel auf Rot umgesprungen ist.
Mit einem aggressiven Bremsenquietschen, wie eine Quietscheente, der man den Lolly weggenommen hat, beisst er sich mit seinem letzten Reifenprofil in die Haltelinie.
"So ein Hurensohn!", denkt er sich.
Wäre er nicht so eitel gewesen, der BMW wäre am liebsten auf 180 in diese Scheissampel reingebrettert.
Der BMW versucht, sich mit der richtigen Musik wieder zu beruhigen.
Die Drehzahl sinkt und er wartet.
Wartet. Und wartet. Und. Immer noch rot.
Die Ampel rührt sich nicht.
Es wird dunkel.
Der BMW hupt energisch im Beat von "I can't believe it".
Keine Reaktion.
Was geht nur in dieser Ampel vor sich?
Am liebsten wäre der BMW einfach weitergezischt.
Aber bei Rot fahren soll man ja nicht.
Im Übrigen soll man sich auch nicht unnötig aufregen. Das ist nicht gut für den Motor.
Stattdessen etwas Nachsicht haben mit der Ampel.
Immerhin hat sie sich einen anstrengenden Job ausgesucht. Tag und Nacht steht sie bei jedem Wetter, bei Regen und bei Schnee.
24 Stunden stehen, 7 Tage die Woche. Jeden Monat und jedes Jahr.
Wer weiß, wie viele Jahre die Ampel schon auf dem Buckel hat.
Der BMW schaltet sich zurück.
Einer alten Ampel kann man es nicht übel nehmen, wenn sie mal etwas länger braucht.
Die Zeit vergeht.
Hoffentlich hat sie bei dem Theater und der bebenden Mucke keinen Zusammenbruch gekriegt und sich aufgehängt. Das wäre schade, denn das würde für den BMW bedeuten, dass er noch sehr, sehr lange warten kann. Er hat doch Termine.
Grün! Vom BMW ist längst nichts mehr zu sehen. Und auch nichts zu hören.
Von der Ampel allerdings auch nicht.
Ihr Date, das Stop-Schild,hat sie abgeholt.
Rot ist die Farbe der Liebe.
Ganz im Zeichen von Frau Ampel und Herrn Stop-Schild.
Zusammen beobachten die beiden Autohüter seelenruhig den Sonnenaufgang.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen