Der BMW und die rote Ampel
Ein dicker BMW mit
verdunkelten Gläsern beschleunigt noch einmal richtig und schreit wütend,
nachdem die Scheissampel auf Rot umgesprungen ist.
Mit einem aggressiven
Bremsenquietschen, wie eine Quietscheente, der man den Lolly weggenommen hat,
beisst er sich mit seinem letzten Reifenprofil in die Haltelinie.
"So ein
Hurensohn!", denkt er sich.
Wäre er nicht so eitel
gewesen, der BMW wäre am liebsten auf 180 in diese Scheissampel reingebrettert.
Der BMW versucht, sich mit
der richtigen Musik wieder zu beruhigen.
Die Drehzahl sinkt und er
wartet.
Wartet. Und wartet. Und.
Immer noch rot.
Die Ampel rührt sich
nicht.
Es wird dunkel.
Der BMW hupt energisch im
Beat von "I can't believe it".
Keine Reaktion.
Was geht nur in dieser
Ampel vor sich?
Am liebsten wäre der BMW
einfach weitergezischt.
Aber bei Rot fahren soll
man ja nicht.
Im Übrigen soll man sich
auch nicht unnötig aufregen. Das ist nicht gut für den Motor.
Stattdessen etwas
Nachsicht haben mit der Ampel.
Immerhin hat sie sich
einen anstrengenden Job ausgesucht. Tag und Nacht steht sie bei jedem Wetter,
bei Regen und bei Schnee.
24 Stunden stehen, 7 Tage
die Woche. Jeden Monat und jedes Jahr.
Wer weiß, wie viele Jahre
die Ampel schon auf dem Buckel hat.
Der BMW schaltet sich
zurück.
Einer alten Ampel kann man
es nicht übel nehmen, wenn sie mal etwas länger braucht.
Die Zeit vergeht.
Hoffentlich hat sie bei
dem Theater und der bebenden Mucke keinen Zusammenbruch gekriegt und sich
aufgehängt. Das wäre schade, denn das würde für den BMW bedeuten, dass er noch sehr,
sehr lange warten kann. Er hat doch Termine.
Grün! Vom BMW ist längst
nichts mehr zu sehen. Und auch nichts zu hören.
Von der Ampel allerdings
auch nicht.
Ihr Date, das
Stop-Schild,hat sie abgeholt.
Rot ist die Farbe der
Liebe.
Ganz im Zeichen von Frau
Ampel und Herrn Stop-Schild.
Zusammen beobachten die
beiden Autohüter seelenruhig den Sonnenaufgang.
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