Dienstag, 24. Dezember 2019

Eine schmutzige und billige Weihnachtsgeschichte


Es war Weihnachten, der 24. Dezember 2019.

Ich sollte vormittags – ich glaube, wenn ich wollte – mit dem Hund eine Runde drehen.

Ich war froh, keine Menschen getroffen zu haben, die erwarten „Frohe Weihnachten“ gewünscht zu kriegen. Sie hätten sonst auf „die Jugend von heute“ schimpfen müssen.

Aber ich könnte nicht meine wahre Stimmung verbergen.

Ich bin das ganze Jahr über eher schwer nachdenklich und voller Ernst, sodass ich an Weihnachten nicht einfach einen Schalter in den besinnungslosen Fröhlich-Modus umlegen kann. Ich erfreue mich am meisten an Gedanken, Vorstellungen und Ideen.

Mit dem Hund die Runde zu drehen war eine gute Idee, auch wenn nicht von mir.

Denn tatsächlich bescherte es doch nachweislich einem Herren frohe Weihnachten.

Es klingt jetzt beim ersten Satz noch paradox, denn der Hund machte ihm vor die Gartenmauer. Zuerst hatte mich der Mann mit seinem Fahrrad überholt und dann in etwas Entfernung zu dem Haus eingebogen. Dann sah er den Hund und rief, dass das Strafe koste.

Ich rief und winkte mit der Tüte, dass ich sehr wohl darüber Bescheid wisse. Dann sammelte ich das ein. Spannend! Ich wäre gut, denn viele würden das einfach liegen lassen.

Das könne ich mir vorstellen und erinnerte mich an Paris, wo eine lustig geschriebene Mahnung direkt zweimal an einer Ladentür hing. Nach diesem Ereignis grinste ich, weil es

sozusagen ein Geschenk war, die festen dunkelbraunen Würste einzusammeln.

Wie Nietzsches  Zarathustra lehrte: Man kann also geben, indem man nimmt – und umgekehrt. Vielleicht schenkte es dem Mann auch Hoffnung in die Menschheit, dass

eben nicht jeder das Verdaute liegen lässt. Es war ein billiges und schmutziges Geschenk.

Überhaupt ist es mir immer wichtig, Hundetüten dabei zu haben, so lange die Möglichkeit

eines  solchen Vorfalls besteht. Es ist weniger die Angst vor Strafe und Ärger als dass ich

meine Schuld im Vorfeld selbst schon anerkenne. Also ich verstehe den Ärger der Hausbewohner. In Facebook-Gruppen der Städte kann man auch öfter Diskussionen dazu lesen. Es ist fremdes Grundstück. Es sieht besonders gehäuft unsauber aus. „Aber es ist doch Natur zu Natur.“, meinen manche Hundebesitzer. Das Argument taucht auch auf, wenn es um Obstreste im Wald geht.

Ich finde, es macht Sinn, Hundetüten zu benutzen. Was passiert nur mit diesen?

Ein kurzer Gedankenschlenker noch zu gestern.

Eine Geschenkidee war, nur bei der Idee zu bleiben, ohne die Geschenke wirklich zu kaufen.

Freut man sich nicht schon allein darüber, dass bei verschiedenen Dingen verschiedener Preise an einen gedacht wurde? Reicht nicht schon das Wissem darum, was alles  jemand überlegt hatte zu schenken? Ich finde die Idee einfach witzig, statt in vollen Läden viel Geld auszugeben, einfach zu erzählen, was man denn alles schenken wollte.

Ausschlaggebend dabei wäre allerdings die Ehrlichkeit, dass man eigentlich wirklich die Dinge kaufen wollte, aber etwas anderes als der Preis, sondern z.B. die fehlende Kleidergröße das Problem war.

Fröhliche Weihnachten!

:D

 

Freitag, 23. August 2019

Was denkt der andere?

Der alte Mann an der Straße draußen
sieht wie ein Islamist aus.
Mutig, mutig
so herum zu laufen.
Weißer Turban und Bart grau-weiß
er bewegt sich nur in kleinem Umkreis
und scheint zu warten.
Auffällig aufmerksam sieht er aus,
er sieht umher und geht bedacht.
Weiser Mann,
sieht friedlich und voller Ruhe aus,
aber er fällt auf.
Wie der aussieht,
da könnte man sonst was denken,
auch dieses unhektische Verhalten,
normal ist das nicht, muss man meinen.
Boooom!!!
Hoppla, er war ja doch einer.

Mittwoch, 7. August 2019

Gott ist ein Maulwurf

Man erzählte einmal, ein Gott oben im Himmel würde das Menschentreiben auf der Erdoberfläche beobachten.
Viele Jahre hatte man daran geglaubt und sich selbst beobachtet, ob man gut genug sei.
Ehrfurcht, Angst vor Sünde und Strafe, regierte den Menschen.
Eine Demut im Sinne der Inschrift des Apollotempels „Erkenne dich selbst“,
sich seiner Stellung als Mensch und der Begrenztheit(in Wissen, Wahrheit und Erkenntnisvermögen) sicher zu sein.
Für die Menschen, geblendet von der Sonne, muss es absurd klingen, dass der Baum in Wirklichkeit viel mehr ist als ein Name, der seinem Aussehen zugeordnet ist. 
Seit dem Apfelraub vom Baum der Erkenntnis hätte Gott die Welt verflucht, dass der Mensch nur noch die Gegenseite der Dinge erkennen kann.
Was wäre, wenn Gott auf der anderen Seite der Erde wäre?
Was, wenn Gott in der Gestalt des blinden Maulwurfs unter der Erde statt über der Erde lebt?
Darf man sich das vorstellen oder wird er im Himmel noch gesucht?
Man muss und darf sich ja kein Bild von Gott machen, aber es sollte reichen, sich ein Bild von einem Maulwurf zu machen. Wir wissen ja, wer er wirklich ist. :)
Was wäre, wenn der Maulwurf uns nicht Antworten für das Erdenleben liefern könnte – denn er sieht es nicht und kann es nicht überprüfen – sondern Fragen zu unserer Sicht und Wahrnehmung stellen würde?
Wie finde ich das hier Angebotene und Dargebotene? Aber warum finde ich das eigentlich?
Könnte der Maulwurf uns nicht durch Fragen zu Erkenntnis und Selbsterkenntnis bringen?
Wer bin ich? Ich. Ist mein Wille mein Wille? Ja. Äh, woher weißt du das? Der Maulwurf könnte uns, weil er im Nicht-sehen geübt ist, auf andere Sichtweisen bringen. Der Maulwurf ist Meister der Vorstellung, was man alles sehen könnte.
Die Hoffnung wäre, dass der Maulwurf die Menschen lehrt, sich selbst und die Umwelt genau zu beobachten. Dass nicht blind Angebotenes auf ungestellte Nachfrage angenommen wird. Die Liebe zur Wahrheit macht blind, dass übersehen wird, wer die Wahrheit anbietet.
Der Maulwurf könnte dem Menschen zeigen, dass die Wahrheit umfassender wird, je mehr wahre Antworten er zu einer Sache findet. Neuen Fragen folgen neue Antworten und neuen Antworten folgt die Frage nach der Bewertung.
Der blinde Maulwurf sollte den Zweifel lehren an den vermeintlich erkannten Gewissheiten.
Dem Maulwurf kann man glauben, wenn er sagt, dass nichts als der Tod sicher ist.
Ja, der Maulwurf wäre Gott. Zwar könnte er nicht wie der Mensch das Gute sehen, aber viel besser: er kann am Guten zweifeln!

Sonntag, 4. August 2019

Ein Graureiher unter der Trauerweide

Ein Graureiher unter der Trauerweide
lag dort eine lange Weile,
ungestört und alleine,
bis eine Krähe steckt ihren Kopf in seine Bleibe.
Die Krähe lässt sich ihren Übermut nicht ankreiden,
Neugier ist gut, und fängt an zu meinen:

Großer, grauer Vogel, du hier allein?
Es gibt keinen Grund traurig zu sein.
Die Weide umgrenzt dich wie ein Käfig,
flieg und lieg kräftig in der Luft.
Sei ein Vogel, sei leicht,
sei frei von Tränen und Trauer.
Du gefangen unter dem Trauerschleier,
ich dazu mit Trauerkleidern,
da geht’s nicht anders
als mitzuleiden.

Diese Krähe ist nicht klug
und glaubt nur
wie es dem Graureiher geht.

Ein Vogel, der nicht fliegen will...
Ein Vogel, der freiwillig im Käfig sitzt...
Freiwillig allein und traurig sein...

Die Krähe kann sich nicht vorstellen,
wie man sich freiwillig kann entscheiden
unter diesem Baum zu weilen.

Wie kann man nur...
Ich an deiner Stelle...

Der Graureiher seufzt genervt:

Du hast eine blühende Fantasie, liebe Krähe.
Liebe schwarze Krähe, ich bin nicht du.
Ich bin frei.

Sonntag, 28. Juli 2019

Gedanken zu Film "Der gute Mensch von Sezuan"

15/12/2018

Der gute Mensch von Sezuan 
Film von 1966


Was ist ein guter Mensch?
Arten von Menschen.
Geld.
Berechnung.
Geschäftigkeit.
Egoismus.
Käufliche Liebe.
Sein Bestes tun.
Zwickmühlen.



Götter suchen bestimmte Anzahl gute Menschen, um zu ermitteln, ob die Welt so bleiben kann.
Sie kommen nach Sezuan, einen armen, elendigen Ort.
Sie stoßen auf den Wasserverkäufer.
Er hat sie erwartet. Scheinbar als einziger, denn keiner will auch nur die Götter für eine Nacht ins Haus lassen. Sind Glaube und Ehrfurcht für die Erleuchteten vergangen?
Der Wasserverkäufer ist voller Freude und kümmert sich begeistert um die drei Erleuchteten.
Die Götter glauben, dass der Wasserverkäufer ein guter Mensch ist, weil er sich so gut um sie kümmert.
Doch der Wasserverkäufer betrügt Menschen mit einem Becher, der einen doppelten Boden hat. Doch er muss das, denn er verdient zu wenig, weil das Regenwasser ihm Konkurrenz macht. Er schläft auch unter einer Brücke und kann den Erleuchteten daher keinen würdigen Schlafplatz anbieten.
Letztendlich bringt der Wasserverkäufer die Erleuchteten zu einer Prostituierten.
Das sagt er ihnen aber nicht, denn er hat Angst, an ihrem Gut-sein zu rütteln.
Für viele ist sie nämlich nicht gut, eine Frau, die ihren Körper verkauft, keinem Mann treu ist usw.
Doch die erleuchteten Götter scheinen das zu wissen, genau wie sie die Betrügereien des Wasserverkäufers kennen, die dieser zu verstecken versucht.
Die Prostituierte wird dann am nächsten Morgen als guter Mensch gewertschätzt und mit einem Sack Geld belohnt.
Sie versucht bescheiden ihr Gut-Sein zu bestreiten, weil sie anrüchige Geschäfte macht. Doch was soll sie machen?
Die Götter verstehen das alles und streiten  nur, ob sie ihr das Geld überhaupt geben dürfen. Vielleicht, weil es die selbstlose gute Tat in ein Tauschgeschäft umwertet?
Die Prostituierte mietet von dem Geld einen Tabakladen und nimmt darin zunächst alle möglichen Menschen, Verwandte, nahe und ferne, auf.
Dabei wird häufig an ihr Gewissen gesprochen, beispielsweise die vorherige Ladenmieterin, die durch die Geschäfte Verluste erlitt. 
Die Prostituierte ist wie der Wasserverkäufer total liebenswürdig.
Sie will helfen, zuhören, verstehen, was dem anderen fehlt.
Doch als der Tabakladen vor aufgenommenen Menschen, denen sie auch Reis ausgibt,  förmlich überläuft, wird sie zu einer Lösung inspiriert.
Mit Maske und Anzug spielt sie ihren strengen Vetter, der reservierter, kälter, härter und rationaler vom Auftreten ist.
Er ist die Verkörperung der berechneten Vernunft.
Im Namen seiner Cousine schmeißt er alle raus und macht sich dadurch direkt unliebsam. 
Es wird klar: Gut ist relativ, abhängig davon, wer davon profitiert.
Doch der vernünftige Vetter erfährt von anderen Menschen Wertschätzung: Von der Ladenbesitzerin, die auf einer Kutsche vorfährt, die ein Mensch zieht. Es geht um das Argumentieren für niedrigere Mieten und für Respekt der Cousine. 
In der Rolle des Vetters verrät sie einen diebischen Jungen an den Polizisten und stellt sich sogar gegen den Wasserverkäufer, als er einen Zeugen für den Angriff des Barbiers braucht.
Die wahren Zeugen wollen nicht aussagen, weil sie Angst um eigene Nachteile haben. Der Vetter stellt sich gegen den Wasserverkäufer, weil er den Barbier(Verursacher der Handverletzung des Wasserverkäufers) als Ehemann und Geldgeber für seine Cousine braucht.
Der Barbier ist besonders. Er macht einen ruhigen und sanften Eindruck.
Er erzählt, er wolle mit der Cousine in ein kleines Restaurant. Er wolle sie nicht berühren. Er wolle nur Worte wechseln.
Er hat einen tiefen Blick.
Überhaupt verspricht er, die guten Ideen der Cousine fortzutragen und die leerstehenden Hütten(o.ä.) an die vielen Bedürftigen zu vergeben.
Der Widersacher im Kampf um die Habd der Cousine ist allerdings der Flieger.
Die Cousine begegnete ihm einst im Park, wo er sich erhängen wollte.
Schroff sagt er, sie solle weitergehen und erkennt in ihr zunächst nur eine Prostituierte. Worum geht es ihm?
Er wirkt authentisch und verletzt.
Er leidet Hunger und Durst. Seine rührende Geschichte ist, dass er alles über das Fliegen gelernt und gelesen hatte. Bis auf die eine Seite, dass es keinen Job geben werde. Sie setzen sich auf eine Bank. Er habe Durst, da könne er nicht lieben. Was wüsste die ehemalige Prostituierte denn von Liebe?
Die Cousine verliebt sich in ihn, kauft vom Wasserverkäufer was zu trinken für ihn, obwohl es regnet. Warum sie das trotz Regen mache, fragt noch der Wasserverkäufer.
Doch der Spieß dreht sich. Gestärkt scheint der Flieger stärker und kühler als der Vetter. Will der Flieger sein Glück in Peking? Oder ihrer beides Glück?
Es scheint, als nutze er die Gefühle der Cousine für ihn aus. Es reiche ihr auch einfach, dass sie ihn liebt. Er besorgt sich Geld und die Cousine vergibt die Miete an ihn. Doch dann merkt sie, dass das Geld eigentlich woanders wichtig gewesen wäre. Beim lieben, aber älteren Kleidungsverkäuferpärchen hat sie auch Schulden, weil sie sie gern haben. Anders als den Vetter.
Doch in der Rolle des Vetters merkt sie, was sich für Umstände entwickelt haben.
Der Barbier steht dem Flieger gegenüber.
Doch die Entscheidung fällt zugunsten des Herzens auf den Flieger.
Wie geht es weiter?

--/-
das leiden der brauchbarkeit.

3 verschiedene bäume.
unterschiedliche dicke, unterschiedliche zwecke.
stäbe für hundekäfige, für särge, balken für luxusvillen.

götter:
der unnützlichste der beste.
weil er überlebt.

der schlechteste ist der glücklichste.

in der liebe gescheitert, weil sie der nächstenliebe gefolgt ist.

hohe pronzipien, gute ansätze,
aber das macht doch keinen guten menschen aus? so wie die leben müssen


sie wird sich selber helfen
glaube an sie


götter sollen weniger vorschriften machen

vorschriften pack zieht sie in fluss

vetter gibt arbeit und jedem einen nutzen.
keine blinde einseitige selbstlosigkeit mehr

anforderungen an guten menschen zu hoch

flieger:
nur aus not so wie er ist.

zu ehrlicher arbeit gezwungen

warum sind sie nicht zu mir gekommen?
zu ihnen kommt man nicht gern.


herz wärme
kälte

für sich
für andere

wasserverkäufer:
ich und ihre freunde..
einen guten menschen vergisst man nicht
(nachdem nicht gesagt wurde, wo sie hin ist)


barbier und wasserverkäufer.

wasserverkäufer:
ich brauche meine hand nicht.
die häuser sind wichtiger.


sittliche vorschriften zu viel.
genug zu tun beim überleben.

gut sein und leben

für sich und für andere leben

quelle versiegt

gute vorsätze erdrücken

mildtätigkeit
warmherzigkeit
güte

Samstag, 8. Juni 2019

Wie der Strudel der Langeweile zum Apfelstrudel werden kann

8. Juni 2019, Mittagszeit

Ohne Lebewesen wäre vermutlich wirklich alles egal und bedeutungslos, weil nichts mehr bewertet, auf nichts reagiert werden müsste. Es wäre zwar für uns ein Unterschied, ob ein Stein vom Himmel fällt und einen Kratzer hinterlässt, aber so würde keiner darüber nachdenken oder sich daran anpassen außer der Boden.
Ich mag die Beschreibung von Kunst, dass sie das Kleine, natürlicherweise Bedeutungslose sichtbar macht. 
Jede gewählte Ausdrucksart ist dazu fähig, das künstlich abzubilden, was der Schaffende als abbildungswert empfand.

Ich habe vorhin einen Wrap mit Kochschinken, Pesto, Mais, Tomate und Paprika gegessen und dann die Wäsche aufgehängt. Keinen Apfelstrudel gab es zum Nachtisch.

Es mögen unwichtige Kleinigkeiten sein, doch würde ich ehrlich auch meine eigene Existenz als Unwichtigkeit betrachten. Die Erde dreht sich auch ohne Menschen weiter und irgendwelche extrem angepassten Einzeller würden irgendwann wieder Mehrzeller bilden.
Das klingt vielleicht heftig, aber am Ende ist alles egal und es ist nur möglich, bis dahin das Bestmöglichste zu versuchen.
Besteht der Wert des Lebens dadurch, dass wenn ich dagegen hielte, mich direkt selbst auslöschen müsste, weil ich auch en Lebewesen bin? Bin ich wichtiger als die Mücke, die nur einen kleinen Teil meines Lebenssafts verschlingen will? Bestehen die Grenzziehungen zwischen Lebewesen, - Tieren, Pflanzen, Bakterien etc. - nicht nur im Verhältnis zum Menschen als geglaubt höchster Lebensform?

Das Aufhängen der Wäsche stellt immer kein großes Problem dar, auch jetzt nicht, wo ein Spannbettlaken und Bettdeckenbezug mit bei waren, die viel Platz brauchen.
Seit dem Spendenlauf im Heidelberger Zoo für das Lemuren-Gehege letztes Jahr nutze ich den Trockner nicht mehr. 
Im Zoo waren Hinweis-Tafeln zum Energieverbrauch aufgestellt.
Wie beim Putzen sehe ich das Aufhängen nicht als Verlust der Lebenszeit, sondern finde diese Zeiten gerade dadurch wertvoll, dass ich sie mir leisten kann. 
Und ich habe das Gefühl, dass es mehr nutzt als kostet. Zwar hatte ich in dem Freilauf die Gedanken zu diesem Text, die eigentlichen Prioritäten gerade noch in der Quere stehen, aber kurzerhand ist es ein liebgewonnener Zeitfresser geworden.
Zeit ist für mich eine Frage der Prioritäten.
Tatsächlich eine Kosten-Nutzen-Analyse, für die es keine Formeln gibt.
Und die Prioritäten unterliegen keinem Gesetz und sind wandelbar.
Nicht nur das Aufhängen der Wäsche kostet Zeit, sondern auch das Trocknen. 
Und jetzt das Spinnen der Gedanken, die das Aufhängen entzündet hat.
Warum muss die Wäsche schon in 2-3 Stunden schranktrocken sein? Wenn mir jemand Erdbeeren schenken will, nehme ich die ja auch nicht an, nur weil es möglich ist.
Insgesamt lasse ich mir Manches nicht gerne von der Technik abnehmen und freue mich darüber, wie besonders ich es fand, aus Spaß vor einigen Tagen mal den Fahrstuhl benutzt zu haben.
Die Zeit des Nationalsozialismus oder angefeindete Erkenntnisse in der Wissenschaft oder das Stummschalten unpopulärer Experten heute, zeigt für mich, dass Wahrheit und Richtigkeit keine Mehrheitsentscheidung sind. 

Gerade die Gewöhnung, das einfache Benutzen von Dingen, Regeln und Regelmäßigkeit, erzeugt irgendwie Bewusstlosigkeit und Blindheit, was ich  ich als Lahm-Macher, Müde- und Langeweile-Macher empfinde.
Wenn ich verstehe, warum eine Regel da ist oder ich eine Sache mache, die Wichtigkeit bewusst geworden ist, mache ich sie lieber und besser. Ich denke, das ist normal.

Jedes Angebot, dazu zähle ich auch Medien und Kostenloses, eigentlich alles, was die Sinne reizt, ist in meinen Augen ein Schrei nach Aufmerksamkeit. "Hier bin ich!", "Bewerte mich!", "Ich bin wichtig!".

Gerade, um die Lebendigkeit und Macht über sein Leben nicht zu verlieren, ist da die Fähigkeit wichtig, sich nicht als Opfer unveränderbarer Umstände zu fühlen.
Sodass man sich am Ende als freies, lebendiges Individuum fühlen kann.


Auf jeden Fall will ich meinen Trick teilen, großflächige Wäsche wie Laken zu trocknen. Einfach zwei Stühle auseinander stellen und über ihre Lehnen hängen.
Der Deckenbezug liegt über den Kleidungsstücken auf dem Wäscheständer.
Ich glaube, irgendwann wird alles trocken sein, erfahrungsgemäß, in 1-2 Tagen.
Ich habe ja noch andere Wäsche auf Lager.
Für mich gibt es nicht nur die Frage, wie viel Kleidung ich haben will, sondern auch wie oft ich sie waschen will.
Da denke ich gerade, nach welchen Kriterien ich die Häufigkeit des Waschens ausrichten könnte. Unterhosen 2-3mal tragen? Die Zahl des Tragens? Voller Wäschebeutel? Eigenes Gefühl beim Tragen? Fremdeinschätzung des Geruchs.
Die Häufigkeit des Waschens war bisher bei mir automatisiert. Es ist doch komisch, dass auf der einen Seite Automatisierungsprozesse dank Digitalisierung voranschreiten, aber im Gegensatz Mensch  wieder mehr zu Bewusstsein und Achtsamkeit kommen wollen, also weg von eigener Automatisierung.

Mir fiel auf, warum ich denn so viele Unterhosen aufzuhängen hatte. Wahrscheinlich war das eine übervorsichtige Präventivmaßnahme, nicht negativ aufzufallen.
Irgendwie kamen mir die vielen Unterhosen etwas zu bekannt vor. Weil ich sie zu oft wechselte? Sie mir alle gleich vertraut sind? Will ich vielleicht mehr und neue Unterhosen haben, dass mein Leben unter der Gürtellinie bunter und spannender wird?
Ich beherrschte mich schnell und drillte mich zur Treue und Bescheidenheit mit den Unterhosen, um die ich mich schon zu kümmern habe.

So mache ich es auch im Lidl oder manchmal mit Information, sobald ich mich beobachte, zu gierig nach Neuem zu stieren, und vor allem auch Überlastung, mich etwas zu befreien. 
Direkt zur Kasse oder ein paar Browser-Tabs weg oder Zeitungen weg. 
Das ist wohl ein Manko der Offenheit, die mögliche Konkurrenz verschiedener Dinge. 

Ach ist es nicht langweilig, immer die gleiche Kleidung zu tragen? Darf ich nicht mehr Kleidung kaufen und besitzen, um ein aufregenderes Leben zu haben?
Ich kann mich noch mit der Vorstellung genügend begnügen, statt dass ich anfange, das Immer-Gleiche zum Langweiligen umzudenken, 
es doch einfacher ist, im scheinbar Gleichen, Langweiligen, Blöden und Bösen mehr zu erkennen.
Am Ende hat die gleiche Kleidung den Vorteil, nicht übers Anziehen und Stylen nachdenken zu müssen. Man darf ja anziehen, was man will. Aber kann man wirklich anziehen, was man will?

Ansonsten müsste, könnte ich auch immer andere Rezepte kochen, verschiedene Partner und Länder in die Liste des geileren Lebens aufnehmen.
Allein, dass ich immer atmen muss, ist doch eine Wiederholung. So unnötig viel atme ich, dass ich diese große Wichtigkeit des Lebens bis gerade vergessen hatte. 
Nicht jede Wiederholung und Regelmäßigkeit ist langweilig. Oder eher: Atmen ist langweilig, aber trotzdem wichtig. Finde ich.

Ich hätte mich aufregen können, dass die eine rote Halbsocke fehlte. Dass es Zeit raubt, sie extra suchen zu müssen. 
Ich hätte mich über die Waschmaschine aufregen können, die sonst Kleinteile an sich reißt. In der Waschmaschine war sie nicht. 
In der kurzen Hose und auch im T-Shirt hing sie nicht fest. Im Laken steckte sie! Ein Nachteil vom Spannbettlaken, dass es Kleidung frisst, die kleiner ist als es selbst.
Ich freute mich über die kleine, rote Socke, die für ihre Größe sich so raffiniert verstecken kann. Das Leblose ohne Gehirn hatte im Versteckspiel gegen mich lange durchgehalten.
 Oder sollte ich dem Laken eine reinhauen, dass es die Socke vesteckt hatte? Zeitdieb! Am Ende weiß ich nicht, wer schuld an diesem kindischen Versteckspiel gewesen ist.

Ich habe keine Lust,  im Leben eine Spirale der Sinnlosigkeit und einen Strudel von Langeweile zu sehen und empfehle, sich den Strudel der Langeweile so neu zu backen, dass ein süßer, saftiger Apfelstrudel rauskommt.
Und statt mehr als den Apfelstrudel zu wollen oder was anderes kann manchmal das Denken und Fantasieren über Alternativen - oder den selbsterkannten Unsinn des Wunsches - schon sättigen.

Ich finde, man muss nicht den Traum leben, wenn man über das Leben stark genug träumen kann. 
Und wenn der Traum nur Traum bleibt, war er vielleicht nur ein junger Traum, eine kleine Fantasie, die zum Traum wachsen kann und als sehnsüchtigste Verwirklichung im Leben gegenständlich werden kann. 

Am Ende hat mich der Text über eine Stunde gekostet, ein gutes Siebtel der Zeit des gestrigen. 

Donnerstag, 23. Mai 2019

Ich hab für jeden was dabei


Ich hab für jeden was dabei und ich bin nicht der Weihnachtsmann.
In der Westentasche den Koran für den explosiven Mann von nebenan.
In der linken Tasche die Bibel für Jehovas Zeugen,
um ihnen meine Freundschaft zu bezeugen.
Eine Goldkette um den Hals,
die echt schwer wiegt und mächtig ist,
dass die Gangsta Kinder wissen, wo sie hin gehören.
Unter meiner punkigen Perücke einen schwarzen Seitenscheitel,
sodass ich es den Rechten auch Recht machen kann.
Eine Weltkarte trage ich tättowiert auf dem Bauch als Zeichen von „wir sind alle eins“.
Darüber den Lacoste Pulli zur Karl Kani Hose und alles verdeckt von einem Schleier,
weil ich mich für meinen Style schäme.
Ich trage eine coole Bauchtasche als Handtasche ganz lässig schräg über der Schulter.
Die ist voller überschüssiger Pillen, mit denen ich Gangsta Kids all ihren letzten Respekt abziehen kann.
Ich bin zwar nicht gut in der Zeit, doch 3 Uhren pro Handgelenk sollten als Zeichen meiner Pünktlichkeit genügen. Eine Rose aus der Fair-Trade-Tasche soll mir das entschuldigen.
Die kirschengroßen Atombomben müssten doch irgendwo hier auf dem Taschenboden unter den Rosen begraben sein. Im Mon-chéri-Karton. Ich rate euch, lasst eure Schlagstöcke und Schlagringe und Pistolen bei euch! Die Teile sind zwar klein, aber fein.
Wir wollen es nicht soweit kommen lassen, dass ich nur eine anzuzünden muss!
Beim Fahrradfahren einen Helm tragen? Bei Grün über die Ampel oder im Auto den Gurt umschnüren?
Die wahre Unsicherheit lauert draußen an jeder Ecke, bei jeder unvorhergesehenen Begegnung. Ich bin kein Schauspieler, aber ich spreche viele Sprachen.
Was heißt Tofu-Schnitzel eigentlich auf Arabisch?





Freitag, 12. April 2019

Hirnbauch


Hirnbauch

Fremd steuern.
Gegen steuern.
Selber steuern.

Während Seelenstaub entsteht,
begeht das Fette Seelenraub,
die Seele wird rausgeschlagen,
das Fette unverdaut an die Hirnwand geschlagen.

Wo keine Samen liegen,
können niemals Blüten blühen.
In Welten ohne Samenkern
kann niemand als erwachsen gelten.

Es ist nicht Gier nach Fett,
es ist Gewohnheit,
oder doch Geschmack,
es ist verfühlter Sinn,
die Seele vertreibt auf dem Fett,
das an der Stelle frisst,
wo die Seele erlischt.

Ein paar Kilo Instagram,
ohne inneren Richter
richten dich fremde Gedanken
als wärst du ein Osterlamm.

Verteufel den Egoismus
und das Bewerten gleich mit,
von der Hölle ins Sterbebett -
vorweg sterben muss das Fett.

Es geht gut rein,
einfach und schnell
Fast Food verklebt Enzyme und Synapsen,
gefangen fühlt man sich nicht,
wird man in der Höhle erwachsen.

Die Ernährung ist Fütterung,
eine toxische Beziehung,
die dich vollstopft mit Fettigkeiten,
die deine Fülle zur Leere füllt,
die deine Seele raubt und dir sich einverleibt.
Es ist ein schleichender Prozess,
man spürt's erst,
wenn man sie dann vermisst.

Der Bauch ist nicht nur ein Hirn,
sondern das Hirn auch ein Bauch.
Die Palette an Informationen ist breit,
verleiten will das Fette,
eingelegt in reizendes Wort.
Aufgeblasen reizt es zum Fraß.

Zu viel verstopft die Bahn oder geht unverdaut in den Speicher ein.
Die Leere lässt sich nur dann füllen,
wenn die Leitung dahin leer ist.
Die Füllung lässt sich nur verwerten,
wenn da was ist, sie zu bewerten.
Selbst um Vitamine abzubauen,
braucht es den Richter, sie zu verdauen.
Der Richter zieht seine Schlüsse, spaltet das Eine ins Viele auf.
Der Richter extrahiert, analysiert und interpretiert,
er schaut sich die Zutaten an, baut sie um und baut sie ein.
Und vor allem: Der Richter produziert neue Teile!

Der Richter heißt Seele.
Seine Freunde nennen ihn selbst Ich.