Donnerstag, 6. Juli 2017

Eine Satire über Werte, Männlichkeit, Feminismus, Gleichberechtigung

Eine Satire
Von Richard Niedler, 07/2017

Diagnose:

·         Weichei-Syndrom mit feministischer Tendenz (F0.0)

Epikrise:
Die Aufnahme des Patienten erfolgte auf eigenen Wunsch des Patienten zur ausführlichen differentialdiagnostischen Abklärung und entsprechenden Behandlungsplanung.
Aufgrund des klinischen Bildes mit Gedankenverlieren an andere Menschen, vorsichtigem sowie umsichtigem Verhalten, höflicher Sprache und einem auf Gleichberechtigung fußenden Menschen- und Frauenbild verhärtete sich der Verdacht eines Weichei-Syndroms mit feministischer Tendenz.
Therapeutisch integrierten wir den Patienten in unser multimodales Behandlungsprogramm.
Der Verlauf gestaltete sich entsprechend der Symptomatik recht angenehm für uns.
Schließlich stabilisierte sich der Patient soweit, dass er wieder entlassen werden konnte und in Zukunft an einem Männerkurs zur Lehre wahrer Männlichkeit und Dominanz teilnehmen kann.

Anamnese:
Der Patient erschien erstmalig sichtlich verunsichert zum Aufnahmegespräch.
Nachdem ihn ein Arbeitskollege als labil und Weichei bezeichnet hatte, verfiel der Patient in akute Selbstzweifel. Nach langem Grübeln über sich selbst verirrte sich der Patient letztendlich in unsere hübsche Klinik für Neurologie und Psychiatrie, wo wir ihm das Gefühl gaben, verstanden zu werden.
Er beschäftige sich viel mit den Gefühlen und dem Wohlergehen anderer Menschen und wisse nicht mehr, ob seine Vorstellung von Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in unsere heutige aufgeklärte Gesellschaft passt.
Anstatt wertvolle Zeit zu sparen, bringe der Patient sein Tablett nach dem Mensaessen zur Rückgabe, um unnötigen Arbeitsaufwand der Mensa-Mitarbeiter zu vermeiden.
Um Streit und Stress zu vermeiden, stelle der Patient oft seine Bedürfnisse etwas zurück und übe sich in mäßiger Toleranz.
Normalerweise würde der Patient oft gerne seiner Lieblingsmusik zuhören, würde dies aber im Unterricht unterlassen, nur um den Lehrern mit Respekt und Würde zu entgegnen.
Schließlich gäbe es aber genug Kollegen, die ihm den verpassten Unterrichtsstoff hinterher hintertragen würden.
Frühwarnzeichen für angemessenes soziales Verhalten mit feministischer Tendenz hätte es schon Jahre zuvor gegeben, als sich der Patient für den damals typischen Frauenberuf „Erzieher“ entschied.

 Ob es einen Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Sozialverhalten gibt, galt es nachfolgend zu untersuchen.

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