Eine
Satire
Von Richard Niedler,
07/2017
Diagnose:
·
Weichei-Syndrom mit feministischer Tendenz
(F0.0)
Epikrise:
Die Aufnahme des Patienten erfolgte auf eigenen Wunsch des
Patienten zur ausführlichen differentialdiagnostischen Abklärung und
entsprechenden Behandlungsplanung.
Aufgrund des klinischen Bildes mit Gedankenverlieren an
andere Menschen, vorsichtigem sowie umsichtigem Verhalten, höflicher Sprache und
einem auf Gleichberechtigung fußenden Menschen- und Frauenbild verhärtete sich
der Verdacht eines Weichei-Syndroms mit feministischer Tendenz.
Therapeutisch integrierten wir den Patienten in unser
multimodales Behandlungsprogramm.
Der Verlauf gestaltete sich entsprechend der Symptomatik
recht angenehm für uns.
Schließlich stabilisierte sich der Patient soweit, dass er
wieder entlassen werden konnte und in Zukunft an einem Männerkurs zur Lehre
wahrer Männlichkeit und Dominanz teilnehmen kann.
Anamnese:
Der Patient erschien erstmalig sichtlich verunsichert zum
Aufnahmegespräch.
Nachdem ihn ein Arbeitskollege als labil und Weichei
bezeichnet hatte, verfiel der Patient in akute Selbstzweifel. Nach langem
Grübeln über sich selbst verirrte sich der Patient letztendlich in unsere hübsche
Klinik für Neurologie und Psychiatrie, wo wir ihm das Gefühl gaben, verstanden
zu werden.
Er beschäftige sich viel mit den Gefühlen und dem Wohlergehen
anderer Menschen und wisse nicht mehr, ob seine Vorstellung von
Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in unsere heutige aufgeklärte Gesellschaft
passt.
Anstatt wertvolle Zeit zu sparen, bringe der Patient sein
Tablett nach dem Mensaessen zur Rückgabe, um unnötigen Arbeitsaufwand der
Mensa-Mitarbeiter zu vermeiden.
Um Streit und Stress zu vermeiden, stelle der Patient oft
seine Bedürfnisse etwas zurück und übe sich in mäßiger Toleranz.
Normalerweise würde der Patient oft gerne seiner
Lieblingsmusik zuhören, würde dies aber im Unterricht unterlassen, nur um den
Lehrern mit Respekt und Würde zu entgegnen.
Schließlich gäbe es aber genug Kollegen, die ihm den
verpassten Unterrichtsstoff hinterher hintertragen würden.
Frühwarnzeichen für angemessenes soziales Verhalten mit
feministischer Tendenz hätte es schon Jahre zuvor gegeben, als sich der Patient
für den damals typischen Frauenberuf „Erzieher“ entschied.
Ob es einen
Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Sozialverhalten gibt, galt es
nachfolgend zu untersuchen.
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