Man erzählte einmal, ein Gott oben im Himmel würde das Menschentreiben auf der Erdoberfläche beobachten.
Viele Jahre hatte man daran geglaubt und sich selbst beobachtet, ob man gut genug sei.
Ehrfurcht, Angst vor Sünde und Strafe, regierte den Menschen.
Eine Demut im Sinne der Inschrift des Apollotempels „Erkenne dich selbst“,
sich seiner Stellung als Mensch und der Begrenztheit(in Wissen, Wahrheit und Erkenntnisvermögen) sicher zu sein.
Für die Menschen, geblendet von der Sonne, muss es absurd klingen, dass der Baum in Wirklichkeit viel mehr ist als ein Name, der seinem Aussehen zugeordnet ist. Seit dem Apfelraub vom Baum der Erkenntnis hätte Gott die Welt verflucht, dass der Mensch nur noch die Gegenseite der Dinge erkennen kann.
Was wäre, wenn Gott auf der anderen Seite der Erde wäre?
Was, wenn Gott in der Gestalt des blinden Maulwurfs unter der Erde statt über der Erde lebt?
Darf man sich das vorstellen oder wird er im Himmel noch gesucht?
Man muss und darf sich ja kein Bild von Gott machen, aber es sollte reichen, sich ein Bild von einem Maulwurf zu machen. Wir wissen ja, wer er wirklich ist. :)
Was wäre, wenn der Maulwurf uns nicht Antworten für das Erdenleben liefern könnte – denn er sieht es nicht und kann es nicht überprüfen – sondern Fragen zu unserer Sicht und Wahrnehmung stellen würde?
Wie finde ich das hier Angebotene und Dargebotene? Aber warum finde ich das eigentlich?
Könnte der Maulwurf uns nicht durch Fragen zu Erkenntnis und Selbsterkenntnis bringen?
Wer bin ich? Ich. Ist mein Wille mein Wille? Ja. Äh, woher weißt du das? Der Maulwurf könnte uns, weil er im Nicht-sehen geübt ist, auf andere Sichtweisen bringen. Der Maulwurf ist Meister der Vorstellung, was man alles sehen könnte.
Die Hoffnung wäre, dass der Maulwurf die Menschen lehrt, sich selbst und die Umwelt genau zu beobachten. Dass nicht blind Angebotenes auf ungestellte Nachfrage angenommen wird. Die Liebe zur Wahrheit macht blind, dass übersehen wird, wer die Wahrheit anbietet.
Der Maulwurf könnte dem Menschen zeigen, dass die Wahrheit umfassender wird, je mehr wahre Antworten er zu einer Sache findet. Neuen Fragen folgen neue Antworten und neuen Antworten folgt die Frage nach der Bewertung.
Der blinde Maulwurf sollte den Zweifel lehren an den vermeintlich erkannten Gewissheiten.
Dem Maulwurf kann man glauben, wenn er sagt, dass nichts als der Tod sicher ist.
Ja, der Maulwurf wäre Gott. Zwar könnte er nicht wie der Mensch das Gute sehen, aber viel besser: er kann am Guten zweifeln!